Die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen feiert im Februar 2017 mit der Tagung „Geisteswissenschaftliche Großforschung gestern, heute, morgen. Paul Fridolin Kehr (1860–1944) und die Folgen“ das hundertjährige Bestehen des Forschungsprojektes Germania Sacra. Paul Fridolin Kehr hat als Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Deutsche Geschichte in Berlin während des Ersten Weltkrieges den älteren Plan der Ausarbeitung einer Germania Sacra in die Tat umgesetzt. Er war einer der prägenden Forscherpersönlichkeiten des beginnenden 20. Jahrhunderts, der nicht nur die Germania Sacra initiiert hat, sondern auch die Edition der Papsturkunden bis 1198 in Gang setzte und das Preußische Historische Institut in Rom zu einer Forschungs- und Ausbildungsstätte ersten Ranges ausbaute. Seit 2008 wird das Projekt Germania Sacra durch die Union der Akademien gefördert.
Bis heute ist die Germania Sacra ein auf europäischer Ebene einzigartiges Forschungsprojekt, das die Geschichte der Bistümer, Stifte und Klöster im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation aus den archivalischen Quellen erarbeitet. Die geistlichen Institutionen werden von ihrer Gründung in der Spätantike bis in die Zeit der Säkularisation behandelt. Ihre Forschungsergebnisse publiziert die Germania Sacra in Form gedruckter Handbücher. Daneben bietet sie ihre Ergebnisse frei verfügbar im Netz digital zur Nutzung an.
Die Festveranstaltung der Germania Sacra wird sowohl die Anfänge der geisteswissenschaftlichen Großforschung in Deutschland wie auch die zukünftigen Perspektiven geisteswissenschaftlicher Forschung thematisieren. Zudem werden ausgewählte internationale Kooperationspartner der Germania Sacra zu Wort kommen.
Den Höhepunkt der Veranstaltung stellt eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema „Wozu geisteswissenschaftliche Forschung? Perspektiven für die Zukunft“ dar, mit der am Wissenschaftsstandort Göttingen ein Dialog zwischen Politik und Wissenschaft angeregt wird, um die Perspektiven geisteswissenschaftlicher Forschung auszuloten. Prof. Dr. Ruth Florack (Universität Göttingen), Dr. Gabriele Heinen-Kljajić (Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur), Prof. Dr. Thomas Kaufmann (Universität Göttingen) und Prof. Dr. Brigitte Reinwald (Universität Hannover) werden Ihre Vorstellungen von zukunftsweisenden Forschungsinhalten, -formaten und -strukturen für die Geisteswissenschaften im Gespräch präsentieren.